› Ich vermittle die Fremdsprache »Hund« ‹
Name : Irene Husczawa, 36
Beruf : Tierschutzqualifizierte Hundetrainerin
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen ?
Wie so viele Hundetrainerinnen über meinen eigenen Hund. Er ist aus dem Tierheim und mit einem ganz schönen Rucksack an Problemchen bei mir eingezogen : Er konnte nicht alleine sein, kam mit vielen Alltagssituationen nicht zurecht und ist schlecht zur Ruhe gekommen. Deshalb habe ich dann auch Seminare und Ausbildungen gemacht. Dann bekam ich schnell das Bedürfnis, auch andere Hundebesitzer dahingehend zu unterstützen, um wieder ein bisschen mehr Spaß und Gelassenheit in den Alltag mit Hund zu bringen.
Wie sehen Sie den Hundeboom, der durch die Pandemie entstanden ist ?
Mir fällt auf, dass es oft sehr schnell gehen muss: Hund, ja ! Und : Hund, jetzt ! Da kommt dann ein Hund vom Züchter nicht in Frage, die haben – schon ohne Corona – längere Wartezeiten und auch nur ein-, zweimal im Jahr Welpen. Dadurch geht die Tendenz von vielen zu Organisationen im Ausland, weil es da vermeintlich einfacher geht. Dort gibt es aber viele dubiose Stellen, die Hunde regelrecht ›produzieren‹, und das unter den widerlichsten Bedingungen. Da kann man erst recht Probleme mit dem Hund haben. Denn wenn er total isoliert und reizarm aufgewachsen ist – irgendwo in einem Keller – sind die Schwierigkeiten vorprogrammiert.
Bekommen Sie derzeit mehr Anfragen ?
Ja, durch mehr Hunde gibt es auch mehr Nachfrage an Training. Auch dadurch, dass lange keine Gruppentrainings erlaubt waren, Hundeschulen teilweise geschlossen hatten, haben viel mehr Besitzer Einzeltrainings in Anspruch genommen.
Wie viel verdienen Sie ?
Da es keine einheitliche Ausbildung gibt, bestehen beim Verdienst zwischen den Hundetrainern große Unterschiede. Mein Stundenlohn liegt aktuell bei 64 Euro.
Was bringen Sie den Hunden bei ?
Ich leite eigentlich vor allem die Menschen an und vermittle ihnen Wissen über ihre Hunde. Es ist eine Art Dolmetschen zwischen Hund und Mensch : Wie kommuniziert der Hund ? Was will er mir sagen und wie kann ich entsprechend darauf reagieren ? Ich vermittle sozusagen die Fremdsprache ›Hund‹.
Wie intensiv sollte man trainieren ?
Alltag ist Training, und der Hund lernt quasi 24 Stunden am Tag. Bei Schwierigkeiten ist es wichtig, sich darauf zu konzentrieren, welches Alternativverhalten man haben möchte und das gezielt zu fördern. Wenn man aber einen Trick trainieren möchte – Pfote-Geben oder so – kann man sich gezielt Zeit nehmen. Allgemein gilt meist : Weniger ist mehr. Oft reichen schon ein paar Minuten am Tag.
Finden Sie, dass sich Besitzer und Hund manchmal ähneln ?
(lacht) Ich finde eher, dass sie vom Verhalten her oft total gegensätzlich sind. Das finde ich ganz spannend : Menschen, die selbst still sind, haben oft, unbewusst, einen Hund, der ganz laut ist. Vielleicht mit dem Gedanken oder der Intuition : Wenn ich mich selber nicht traue, dann regelt mein Hund das. •